Der Weg vom Profi zum ambitionierten Freizeitsportler



Der ehemalige Leistungssportler sprach über prägende Persönlichkeiten und die Zusammenarbeit mit seinem aktuellen Partner Jannik Kühlborn. Zudem gibt er eine Prognose für Olympia und den ein oder anderen Einblick in sein Privatleben.
Lesedauer: 5min

 

Siehst du dich als Leistungssportler?

Aktuell nicht. Der Begriff ‚ambitionierter Freizeitsportler‘ trifft es am besten. Ich war fünf Jahre im Nachwuchskader, habe dann aber aus freien Stücken gesagt, dass zweimal am Tag trainieren und jedes Wochenende zum Spiel fahren mir nicht mehr ausreicht im Leben. Ich habe das Pensum heruntergefahren und deshalb sehe ich mich aktuell nicht als Leistungssportler. Auch wenn Jannik und ich die erste Tour mitspielen.

 

Wer war die prägendste Persönlichkeit auf dem Weg deiner Karriere?

Da gab es einige Trainer, wenn ich aber jetzt eine Person herausheben müsste, wäre es Marcus Popp. Als ich damals auf die Tour kam, hatte er noch mit Björn Andrae gespielt. Beide verkörpern den klassischen Volleyballer, der gut genug für Halle und Beach ist. Marcus hat mir menschlich sehr viel gezeigt und als eine Art Mentor fungiert. Abseits des Beachvolleyballs ist er ein guter Freund geworden und trotz relativ großem Altersunterschied, können wir Tennis spielen gehen oder einfach mal quatschen. Eine schillernde Persönlichkeit, würde ich sagen.

 

Wie ist es in einem Beachvolleyballverein zu sein und welche Rolle nimmst du da ein? Gefällt dir das Konzept des Vereins?

Die Hauptstadt Beacher haben einen Förderkader von 16 Frauen und Männern, die sich aktiv als Trainer:innen in den Verein einbringen sollen. Als Headcoach im Freizeitbereich habe ich letztes Jahr Kurse und Trainer:innen organisiert. In kurzer Zeit ist der Verein schnell gewachsen und hat mittlerweile 200 Mitglieder, wodurch einige Stellen noch unbesetzt sind und viele Leute ehrenamtliche Aufgaben übernehmen. Bei Turnieren in der Nähe von Berlin sorgen das begeisterte Publikum und der Hauptstadt-Clan für eine tolle Atmosphäre. Es ist schön zu sehen, wie sich eine starke Community gebildet hat.

 

Zukunft Olympia 2028, welche Spieler siehst du ganz vorne im deutschen Zyklus?

Sollten Nils und Clemens fit bleiben, geht in den nächsten Jahren kein Weg an den beiden vorbei. Clemens ist ein Ausnahmespieler, der alles für diesen Sport mitbringt und zu den besten Spielern der Welt gehört. Nils als Quereinsteiger im Sand hat noch Potenzial, das er ausschöpfen kann, im athletischen Bereich aber schon deutlich zugelegt hat. Es wird schwer, ein zweites Team nach Paris zu bekommen. Huster/Pfretzschner werden meiner Meinung nach den besten Weg Richtung Olympia 2028 einschlagen, da sie sehr talentiert sind und Philipp Huster eine schnelle Entwicklung im Beachvolleyball gemacht hat, die bei anderen Blockern in Deutschland fehlt. Allerdings ist es bis 2028 ein langer Weg und unvorhersehbare Faktoren wie Verletzungen können das Ganze ausbremsen.

 

Was sind die Stärken und Schwächen deines Partners Jannik Kühlborn?

Als Stärke sehe ich ganz klar seine Menschlichkeit und Cleverness, die er auf das Feld transportieren kann. Seine erste richtige Beachtour war 2019 mit Felix und trotz geringem Trainingsaufwand hat er mit viel Talent eine starke Entwicklung hingelegt. Wir ergänzen uns gut dadurch, dass wir beide mit einem Plan ins Spiel gehen und wenn einer strugglet, versucht der andere eine Lösung zu finden, wie wir den Gegner taktisch bezwingen können.

Eine Schwäche von Jannik ist sein Vergleich mit anderen, die jeden Tag im Sand stehen und regelmäßiges Krafttraining haben. Er zieht Selbstvertrauen aus guten Spielen, muss aber auch die Realität zwischen Aufwand und Ertrag akzeptieren, dass nicht jedes Turnier ein Highlight der Saison wird. Wir haben Tage, an denen wir gegen Teams, die unter uns in der Rangliste sind, verlieren. Wenn wir aber 110% im Flow sind, können wir fast jedes Team auf der Tour schlagen, Ehlers/Wickler rausgerechnet.

 

Wie vergleichst du die deutsche Tour zu früher?

Früher lag der Fokus der Smart Beach Tour auf dem Event mit vielen Zuschauern vor Ort, aber die Streaming-Qualität war katastrophal. Heute hat sich das durch mehr digitale Medien verbessert und mit Alex und seiner Crew sind die richtigen Leute am Werk. Man muss ihnen Zeit geben, bis mehr Sponsoren da sind, damit das Event noch ein Stück geiler wird. Im Vergleich zu 2017 war es nicht besser oder schlechter, einfach anders. Mit einem Court liegt jetzt der volle Fokus auf jedem Team und als wir zum Beispiel in Düsseldorf morgens um 9 Uhr auf Court 4 an der Brücke gespielt haben, waren da vielleicht 23 Zuschauer und Obdachlose, war kein so angenehmer Flair. Das Konzept mit einem Center Court kann sehr geil sein und ich bin zuversichtlich, dass es gut angenommen wird.

 

Wie bringst du Beach-Turniere und Hundepapa-Dasein unter einen Hut?

Es ist eine Aufgabe, auch wenn er schon zweieinhalb Jahre alt ist. Meine Eltern nehmen ihn viel, wenn ich an Wochenenden bei Turnieren bin oder in der Wintersaison Spiele in der Halle habe. Es gibt aber mittlerweile einen guten Rhythmus, wo er unter der Woche bei meiner Exfreundin oder am Wochenende bei meinen Eltern ist, das klappt alles gut.